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True North - Der letzte Fang
Schottland, Irland, Deutschland, 2006 Fischer-Drama, 96 Minuten, FSK: 12
Originaltitel: True North
Kino-Start: 22.05.2008
Regie: Steve Hudson
Darsteller: Peter Mullan (Riley), Martin Compston (Sean), Gary Lewis (Skipper), Steven Robertson (Smutje), Angel Li (Su Li), Hark Bohm (Pol), Wang Li Jun (Chinesischer Bauer)
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Gleich mit seinem ersten Kurzfilm "Goodbye" von 2004 war Steve Hudson, der in Deutschland als Philipp Brandner in der Serie "Verbotene Liebe" bekannt wurde, als Regisseur und Drehbuchautor für den Max-Ophüls-Preis nominiert. Auch für sein Spielmfilmdebüt "True North" über Fischer, die sich als Menschenschleuser betätigen, gab es wieder eine Nominierung. |
"Providence" - das bedeutet Vorsehung, und es ist der Name des Fischkutters eines schottischen Skippers (Gary Lewis). Doch die Vorsehung für das Boot und seine Besatzung ist alles andere als rosig. Die Ausbeute war in der letzten Zeit immer schlechter, und so steht ihm der Bankrott bevor.
Doch sein Sohn Sean (Martin Compston) will nicht mit ansehen, wie sein Vater in die Pleite geht und nach über dreißig Jahre auf See das aufgeben muss, das ihm so viel bedeutet. So erliegt er den Verlockungen des schnellen, aber illegalen Geldes - und will den Trawler ohne Wissen seines Vaters für Schmuggelei missbrauchen.
Vom Bootsmann Riley (Peter Mullan) erhält Sean den Tip, sich nach ihrem Einlaufen im belgischen Ostende an Pol (Hark Bohm) zu wenden, der ihm eine Fuhre Zigaretten als lohnende Beifracht beschaffen soll. Der hält allerdings eine noch viel lohnendere "Beifracht" bereit: Zwanzig illegale Emmigranten aus China.
Unbemerkt vom eigenen Vater und vom gutgläubigen Smutje (Steven Robertson) werden die Einwanderer von Sean an Bord gebracht und im vorderen Laderaum verstaut. Die Providence legt ab, nimmt aber nicht direkten Kurs auf Schottland. Um unauffällig zu erscheinen, werden unterwegs die Netze ausgeworfen, doch dann zieht ein Sturm auf und macht das Unterfangen zunehmend ebenso riskant wie unbemütlich.
Derweil hat der Schiffskoch bemerkt, dass der Lebensmittelvorrat mehr als erwartet schrumpft, und wundert sich über die unbekannten Banknoten mit den mysteriösen Schriftzeichen, die die kleine Su Li (Angel Li) als Gegenleistung hinterlassen hat. Als er sie erwischt, kümmert er sich hingebungsvoll um das kleine Mädchen.
Doch dann stirbt einer der illegalen Passagiere und wird von Sean einfach über Bord geworfen. Dann beruhigt sich das Wetter wieder, und die Providence stößt auf einen fischreichen Fanggrund. Das Netz wird eingeholt und ist voller Fische - doch darin befindet sich auch der tote Chinese. Daraufhin trifft der Skipper eine folgenschwere Entscheidung...
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Film-Inhalt |
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Für Sean (Martin Compston) ist Fischfang ein schweres Geschäft |
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Hintergrund | |
Su Li (Angel Li) ist eine der zwanzig illegalen Passagiere | |
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Die Idee zu "True North" hatte Steve Hudson, als er von einem Fall gehört hatte, der sich im Jahr 2000 in Dover ereignete. Dort waren in einem Frachtcontainer eines Sattelschleppers die Leichen von 58 Chinesen aufgefunden worden. Die waren illegal per Fähre nach England gelangt und an Erstickung gestorben, weil der Fahrer sämtliche Luftklappen während der Überfahrt geschlossen hatte, damit kein Laut nach außen drang.
Ein weiterer Aspekt, den Hudson in seine Handlung einfließen ließ, ist die Entwicklung der Fischerei in Schottland. Innerhalb von zwei Jahren hatte sich etwa die Fischereiflotte im nordöstlichen Fraserburgh nahezu halbiert. So kommt es, dass immer mehr kleine Fischer und traditionsreiche Familienbetriebe aufgeben müssen und nur noch die großen Industrieschiffe genügend Erträge einfahren.
Hudson kombinierte diese beiden Themen zu einem menschlich berührenden Drama und wählte dabei die Perspektive der Täter - also derjenigen, die mit dem Leid anderer Menschen Geschäfte machen, sei es aus noch so verständlichen Motiven, und diese dabei in Lebensgefahr bringen. Dafür recherchierte der Filmemacher über Monate in den Kreisen von Schleppern und Menschenhändlern.
"Letztendlich fragte ich mich dann, ob es wirklich einen großen Unterschied zwischen diesen beiden Welten gibt", resümmiert Hudson. "Ob Fischer oder Einwanderer - die meiste Zeit sprach ich mit guten Menschen, die nur versuchten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen." Und die Versuchung ist verlockend, werden doch pro Kopf in der Größenordnung von 20.000 Dollar verdient.
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Um dem Film eine möglichst große Authentizität zu verleihen, bestand Steve Hudson darauf, die Aufnahmen auf einem echten Fischerboot zu machen. Doch mit seiner Absicht musste er sich zunächst gegen die Produzenten durchsetzen. Die wollten nämlich, dass die entsprechenden Szenen in einem für Filme üblichen Wassertank gedreht wurden, um Kosten und Risiken zu minimieren.
Hudson schaffte es schließlich, sich gegen solche Sparmaßnahmen und Einschränkungen zu behaupten, und so musste sich das Filmteam mit Drehbeginn Anfang 2006 auf einen Fischkutter namens "Martha David" drängen, der vor den Küsten Schottlands und Irlands kreuzte. Unter den winterlichen Bedingungen war das für alle Beteiligten eine große Herausforderung.
"Die Dreharbeiten auf dem Boot waren ziemlich schlauchend", erinnert sich Hudson, und Kameramann Peter Robertson kann ihm da nur zustimmen: "Manchmal sieht man nachts nicht, dass man auf hoher See ist. Das merkt man erst dann, wenn im Sturm bei hoher Brandung die Wellen über die Reling hereinbrechen." Doch die einzigartige Atmosphäre auf dem Fischerboot gibt ihnen im Nachhinein Recht.
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Vom Dreh | |
Sean mit Bootsmann Riley (Peter Mullan) | |
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Zur Grossansicht bitte auf das jeweilige Bild klicken:
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Bild-Gallerie |
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Der Skipper (Gary Lewis) auf der Brücke | |
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Stab und Besetzung |
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Die Providence auf hoher See | |
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Regie: Steve Hudson
Buch: Steve Hudson
Kamera: Peter Robertson
Schnitt: Andrea Mertens
Produktion: Sonja Ewers, Benjamina Mirnik, David Collins, Eddie Dick
Musik: Edmund Butt
Kostueme: Carole K. Millar
Maske: Meg Spiers
Darsteller: Peter Mullan, Martin Compston, Gary Lewis, Steven Robertson, Angel Li, Hark Bohm, Wang Li Jun, Ren Hao, Shi Ming, Pat Kiernan, Tutu Babatunde, Anna Breuer, Maurice Byrne, Yvonne Costello
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Zeitgleich mit dem Film "True North - Der letzte Fang" in der Regie von Steve Hudson liefen am 22.05.2008 in Deutschland im Kino auch die folgenden Spielfilme an: Loos Ornamental Dokumentation, Österreich, Tschechien, Frankreich, 2008
Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels Abenteuer, USA, 2008
Ich. Immendorff Dokumentation, Deutschland, 2008
Die Unbekannte Thriller, Italien, 2006
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