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Nobody´s Perfect
Deutschland, 2008 Dokumentation, 84 Minuten
Originaltitel: Nobody´s Perfect
Kino-Start: 11.09.2008
Regie: Niko von Glasow
Darsteller: Fred Dove, Mat Fraser, Stefan Fricke, Sigrid Kwella, Andreas Meyer, Kim Morton
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Am 26. November 1961 berichtete die "Welt am Sonntag" über Missbildungen bei Neugeborenen, die auf die Einnahme des Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan durch die Mütter während der Schwangerschaft zurückzuführen sei. Am folgenden Tag wurde das Medikament der Stolberger Fa. Grünthal vom Markt genommen. In der Dokumentation "Nobody´s Perfect" erzählt der selbst Contergan-geschädigte Filmemacher Niko von Glasow über elf weitere Schicksale von ehemaligen "Contergan-Kindern". |
Der Filmemacher Niko von Glasow ist durch seine Armstummel für jedermann unschwer als erwachsenes "Contergan-Kind" zu erkennen.
Mit Humor und Leichtigkeit zeigt er in "Nobody´s Perfect" die Lebensgeschichten von elf Leidensgenossen von deren Kindheit bis heute. Das besondere daran: Alle zeigen sich vor der Kamera (auch) nackt.
Zu den vorgestellten Persönlickeiten zählt unter anderem Stefan Fricke. Ihm fehlen sowohl Arme wie auch Beine. Aber er hat seit langem gelernt, mit seiner Behinderung zu leben. Heute ist er Astrophysiker.
Sigrid Kwelle fehlen die Arme, aber ihre Beine hat sie zu ihrem Beruf gemacht: Sie ist Tanzlehrerin, lebt in einer lesbischen Beziehung in Berlin und malt in ihrer Freizeit mit ihren Füßen Ölbilder.
Sofia Plich ist Sozialarbeiterin, aber seit zwei Jahren arbeitslos; sie träumt davon Schauspielerin zu werden. Für Mat Fraser, einem Briten, ist dieser Traum wahr geworden. Er ist mit der Contergan-Show "Thalidomide!! – A Musical" durch ganz England gezogen und hat so auf diese Weise seinen Umgang mit seiner Behinderung gefunden.
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Film-Inhalt |
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Essen mit den Füßen: Schicksal von tausenden von Contergan-Geschädigten |
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Gegen zahlreiche Mitarbeiter der Fa. Grünthal, die das Präparat entwickelt hatten, wurde ermittelt, im Januar 1968 gegen neun von ihnen schließlich das Hauptverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässiger Tötung eröffnet.
Der Mammutprozess - unter anderem fanden sich über 300 Nebenkläger ein, 120 Zeugen wurden gehört - endete nach 283 Verhandlungstagen mit einer Verfahrenseinstellung wegen geringer Schuld der Angeklagten.
Tatsächlich hatte Grünthal alle damaligen Zulassungsverfahren beachtet, zudem war Contergan das erste Medikament, dessen Nebenwirkungen auf den Menschen sich nicht einmal ansatzweise im Tierversuch nachweisen ließen, sodass sich den Grünthal-Mitarbeitern keine Versäumnisse im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben nachweisen ließen.
Zivilrechtlich einigten sich die Eltern der betroffenen Kinder mit Grünthal unter Beteiligung des Bundes auf die Errichtung einer Stiftung, aus der Einmalhilfen und monatliche Leibrenten beszahlt wurden.
Die Stiftungsgelder sind seit 1997 verbraucht, die Betroffenen erhalten jedoch weiterhin Renten aus Bundesmitteln.
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Contergan - Juristisches Nachspiel | |
Gute Laune bei Tisch | |
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Contergan-Wirkung | |
Kim Morton | |
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Contergan beruht auf dem Wirkstoff Thalidomid. Der Stoff wurde erstmals im Jahre 1953 in der Forschungsabteilung des Pharmaunternehmens Grünthal synthetisiert. Namensgeber war der Laborleiter Heinrich Mückter.
Thalidomid wirkt als Schlaf- und Beruhigungsmittel. Da es bromfrei ist, wurden besonders geringe Nebenwirkungen vermutet. Tatsächlich zeigten umfangreiche Tierversuchsreihen, die vor der Zulassung vorwiegend an Mäusen und Ratten durchgeführt wurden und die nach Bekanntwerden der kathastrophalen Auswirkung auf menschliche Föten an Hunden und Katzen wiederholt wurden, keinerlei Nebenwirkungen - auch und gerade nicht auf trächtige Tiere oder deren Nachwuchs.
Ein weiterer Grund für die Bedenkenlosigkeit bei der Verabreichung war die Tatsache, dass Thalidomid auch in hoher Überdosierung keine tödlichen Folgen zeitigt - Selbstmord oder Unfälle mit Contergan galten also als faktisch nicht möglich.
Bei Ungeborenen unterdrückt Thalidomid in den ersten Schwangerschaftswochen die Bildung von adäquaten Blutgefäßen in den entstehenden Extremitäten, so dass es zu keiner Knochenbildung kommt. Die Wirkung ist einerseits von der Dosis unabhängig und anderseits ganz spezifisch auf einige Entwicklungstage des Föten begrenzt, was die Ursachenforschung zusätzlich erheblich erschwerte.
In Folge der Katastrophe wurden umfängliche weitere Forschungen betrieben, schon wegen der offensichtlichen, aber bis dato in keinem anderen Fall derart krass beobachteten Nichtübertragbarkeit von Tierversuchsergebnissen auf den Menschen.
Die weiteren Forschungen zeigten eine hervorragende Wirkung gegen Turmorwachstum, insbesondere bei Lepra und einigen Knochenkrebsarten.
Heute wird Thalidomid - faktisch also Contergan, wenn auch unter anderen Handelsbezeichnungen - bei Knochenkrebspatienten über dem 65-sten Lebensjahr mit großem Erfolg eingesetzt. Es ist zudem nahezu weltweit als eines der effektivsten Lepra-Medikamente zugelassen.
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Bild-Gallerie |
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Fred Dove | |
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Stab und Besetzung |
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Filmemacher Niko von Glasow | |
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Regie: Niko von Glasow
Buch: Andrew Emerson, Kiki von Glasow, Niko von Glasow
Kamera: Ania Dabrowska, Andreas Köhler
Schnitt: Mechthild Barth, Mathias Dombrink
Produktion: Frank Henschke, Anne-Sophie Quancard, Niko von Glasow
Maske: Nancy Friedrich, Claudia Reiter
Darsteller: Fred Dove, Mat Fraser, Stefan Fricke, Sigrid Kwella, Andreas Meyer, Kim Morton, Doris Pakendorf, Sofia Plich, Petra Uttenweiler, Bianca Vogel, Mandel von Glasow, Niko von Glasow, Theo Zavelberg
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Zeitgleich mit dem Film "Nobody´s Perfect" in der Regie von Niko von Glasow liefen am 11.09.2008 in Deutschland im Kino auch die folgenden Spielfilme an: Weisse Lilien Psychothriller, Österreich, 2007
Stiefbrüder Komödie, USA, 2008
I was a Swiss Banker Fantasykomödie, Schweiz, 2007
How She Move Tanzdrama, Kanada, 2007
Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra Thriller-Drama, Italien, 2008
Die Entdeckung der Currywurst Drama, Deutschland, 2008
Dance for all Tanz-Dokumentation, Deutschland, Südafrika, 2008
Babylon A.D. SciFi-Thriller, USA, Tschechien, Schweden, Norwegen, Frankreich, 2008
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