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Ben X
Belgien, 2007 Drama, 90 Minuten, FSK: 12
Kino-Start: 08.05.2008
Regie: Nic Balthazar
Darsteller: Greg Timmermans (Ben), Laura Verlinden (Scarlite), Marijke Pinoy (Mother), Pol Goossen (Father), Titus De Voogdt (Bogaert), Maarten Claeyssens (Desmedt)
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Dass vor allem Jugendliche aus der Realität ins Internet entfliehen, ist eines der Phänomene, die dieses Medium mit sich bringt. In "Ben X", dem Kinodebüt des belgischen Regisseurs Nic Balthazar ist es ein Autist, der sich im Cyberspace seine eigene Realität schafft, aus der er schließlich aber doch ausbrechen will.
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Ein Nerd wie er im Buche steht - das ist Ben (Greg Timmermans). Seit frühester Zeit hat er eine autistische Ader, er ist es gewohnt sich zurückzuziehen und geht in seinem eigenen Kosmos auf. Kommunikation mit der Außenwelt beschränkt sich auf das Wesentliche, die Mitschüler meidet er, und selbst mit der Mutter (Marijke Pinoy) werden nur wenige Worte gewechselt.
So sehr er mit dem normalen Leben und der Technischen Schule überfordert ist, in "Archlord" ist Ben ein völlig anderer Mensch, ein tapferer Krieger und von anderen bewundert. "Archlord" ist allerdings eher virtuell: Es handelt sich um ein Online-Spiel, eine Cyber-Welt, wo er auch Scarlite (Laura Verlinden) begegnet, die ebenfalls im Internet ihre Abenteuer sucht.
In der Realität hingegen sieht es ganz anders aus: Der verschlossene Ben war die Ursache für die Scheidung seiner Eltern. Sein Vater (Pol Goossen) war mit der Situation überfordert, doch seine Mutter hat nie aufgegeben, sich mit seinen Eigenarten auseinanderzusetzen. Auch als die Mediziner bei ihrem Sohn das Asperger-Syndrom diagnostiziert haben, einer leichteren Form des Autismus.
Doch seine Mitschüler sind gnadenlos. Sie hänseln Ben, wo sie nur können, und insbesondere die Rabauken Desmet (Maarten Claeyssens) und Bogaert (Titus de Voogdt) drangsalieren und demütigen den jungen Mann. Und das meist zur Schadenfreude der anderen, die die schäbigen Aktionen per Handy aufnehmen und Ben mit den Clips im Internet entblößen.
Bislang hat Ben all das über sich ergehen lassen und hat es schweigend hingenommen. Ebenso wie das Mitgefühl der wenigen, die zu ihm halten, seien es Schüler oder auch der Religionslehrer (Johan Heldenbergh) und der Lehrer für Werkkunde (Jakob Beks). Doch dann fasst er einen Entschluss - wie im Spiel, so soll es auch in seinem Leben "Game Over" heißen.
Doch dann tritt plötzlich Scarlite in sein Leben, die Gefährtin, die er in Archlord schon so oft vor allerlei finsteren Gestalten gerettet hatte. Auch wenn die anderen sie nicht wahrnehmen wollen, so ist sie doch gekommen, um ihm im wahren Leben beizustehen. Sie bringt Ben dazu zu erkennen, dass es in der Realität eben keinen Reset-Knopf gibt...
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Film-Inhalt |
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Ben (Greg Timmermans) mit Alter Ego im Bad |
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Hintergrund | |
Bens Mutter (Marijke Pinoy) liebt ihren Sohn | |
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Autismus ist eine Entwicklungsstörung, bei der ein Ungleichgewicht bei der Bewältigung von Alltagssituationen und Sozialkompetenz einerseits und dem Interesse für wenige bestimmte Gebiete und die Fähigkeiten dazu auftritt. Die Ursache ist eine angeborene und unheilbare Anomalie des Gehirns.
Eingeführt wurde der Begriff "Autismus" 1911 vom Schweizer Psychiater Eugen Bleuler. Symptomatisch für alle Formen sind Kommunikationsdefizite und stereotype Verhaltensweisen. Unterschieden wird im Wesentlichen zwischen frühkindlichem Autismus, der meist mit einer defizitären Sprachentwicklung und teils auch geistiger Behinderung einhergeht.
Im Gegensatz dazu tritt das Asperger-Syndrom meist nach den ersten drei Lebensjahren auf und geht oft mit besonderen Begabungen auf bestimmten Gebieten, etwa photografisches Gedächtnis oder die Bewältigung von Rechenaufgaben einher. Andererseits treten hierbei verstärkt motorische Störungen auf.
Einen wesentlichen Anteil an der Funktionalität des Phänomens scheint eine veränderte Verbindung der beiden Gehirnhälften zu haben. Dadurch entsteht eine Reizüberflutung, die das Gehirn durch entsprechende Verhaltensmuster kompensiert bzw. in bestimmte Funktionen kanalisiert.
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Ich fürchte, dass die stärksten Geschichten immer aus der Realität kommen. Auch wenn ich - leider - von einer realen Geschichte, wo ein 17-jähriger Junge sich das Leben nimmt, weil er auf der Schule und in seinem ganzen Leben so erniedrigt wurde, dass er keine andere Lösung mehr hatte. In der Zeitung war ein Artikel, wo man sagte, dass dieser Junge eine leichte Form von Autismus hätte, dass er viel Games spielte, und dass er auch eine Freundin hatte im Internet. Diese Zutaten habe ich genommen und eine andere Geschichte daraus gemacht.
Wir haben gefilmt in einem "Game", ein richtiges koreanisches Spiel, das heißt auch "Archlord". Man muss sich das so vorstellen: Wir waren fünf Spieler, die meine Schauspieler waren, mit meinem Drehbuch in einem Zimmer, und dann war richtig Action. Und dann kamen die Charaktere in diese virtuelle Welt Online zusammen und machten, was ich vorgab.
Das ist natürlich der Traum eines Regisseurs, dass man die Kamera buchstäblich in der Hand hat mit der Maus, und dass man tolle Sachen machen kann, ohne dass das etwas kostet. Nichts hat uns das gekostet. Die Ausstattung ist gratis, die Schauspieler sind gratis, die müssen auch nicht essen, das regnet nie im Cyberspace - also, das war großartig. Wir hatten nur ein Problem: Es gibt da auch noch andere Spieler, die herumlaufen in diesem virtuellen Raum, und die sagen: "Was geschieht hier?" Und dann mussten wir immer sagen: "Wollen Sie mal weggehen, wir drehen einen Film hier!"
Vielleicht ist für die deutschen Zuschauer interessant darauf hinzuweisen, dass "Ben X" eigentlich ein Wortspiel ist: Also "Ich Bin nix" heißt das auch in niederländisch. Warum er sich diesen Namen gegeben hat, ist ziemlich deutlich. Der Titel bedeutet also: Alles ist gut, alles ist wagen. Für mich ist das eine Hommage an die Leute mit Autismus - das braucht so viel Mut zu leben in unserer Welt. Nur auf die Straße zu gehen, in die Schule zu gehen, das braucht sehr viel Mut. Aber auch eine Hommage an Eltern, die oft einen Sohn oder eine Tochter verteidigen bis ans Ende.
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Nic Balthazar zum Film | |
Bens Vater (Pol Goossen) ist ratlos | |
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Bild-Gallerie |
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Bogaert (Titus De Voogdt) und Desmet (Maarten Claeyssens) ärgern Ben | |
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Stab und Besetzung |
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Auch die anderen Schüler hänseln Ben | |
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Regie: Nic Balthazar
Buch: Nic Balthazar
Kamera: Lou Berghmans
Schnitt: Philippe Ravoet
Produktion: Peter Bouckaert, Erwin Provoost
Musik: Praga Khan
Kostueme: Heleen Heintjes
Maske: Esther De Goey
Darsteller: Greg Timmermans, Laura Verlinden, Marijke Pinoy, Pol Goossen, Titus De Voogdt, Maarten Claeyssens, Tania Van der Sanden, Johan Heldenbergh, Jakob Beks, Peter De Graef, Ivan Boeckmans, Dries Brouwers, David Callens, Ron Cornet, Gilles De Schrijver, Cesar De Sutter, Wim De Witte, Pieter Fret, Wim Vandekeybus, An Van Gijsegem
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Zeitgleich mit dem Film "Ben X" in der Regie von Nic Balthazar liefen am 08.05.2008 in Deutschland im Kino auch die folgenden Spielfilme an: [REC] Horror, Spanien, 2007
Wilde Unschuld Drama, USA, England, Frankreich, Spanien, 2007
Speed Racer Action, USA, Deutschland, 2008
Rettet Trigger! Pferdefilm, Norwegen, 2006
Love Vegas Romantik-Komödie, USA, 2008
Freischwimmer Thriller, Deutschland, 2007
Draussen Bleiben Dokumentation, Deutschland, 2008
Bird´s Nest - Herzog & de Meuron in China Dokumentation, Schweiz, 2007
Badland Drama, Kanada, USA, 2007
10 Fragen an den Dalai Lama Dokumentation, USA, Indien, Tibet, 2006
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