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39,90
Frankreich, 2007 Komödie, 104 Minuten
Originaltitel: 99 francs
Kino-Start: 31.07.2008
Regie: Jan Kounen
Darsteller: Jean Dujardin (Octave Parango), Jocelyn Quivrin (Charlie Dagout), Patrick Mille (Jeff Marolles), Vahina Giocante (Sophie), Elisa Tovati (Tamara), Nicolas Marié (Alfred Duler), Dominique Bettenfeld (Jean-Christian Gagnant), Antoine Basler (Marc Maronnier), Fosco Perinti (Giovanni Di Toro)
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Im Jahr 2000 erschien in Frankreich mit "99 francs" ein Roman, der einen ungenierten Blick hinter die Kulissen der Werbebranche warf. Jan Kounen nahm den Bestseller von Frédéric Beigbeder zum Vorbild für seine in Deutschland unter dem Titel "39,90" erschienene Komödie, in dem der Komödiant Jean Dujardin die Rolle des Protagonisten übernimmt.
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Octave Parango (Jean Dujardin) ist ein Yuppie wie aus dem Bilderbuch: Stets in neueste Designerklamotten gewandet, fährt er einen BMW Z3-Roadster und wohnt in einem todschicken Appartement, wo er des öfteren mit Gleichgesinnten Schicki-Micki-Partys feiert, mit edlem Schampus, freizügigem Sex und Koks im Überfluss. Der Kater am Morgen danach ist meist schnell abgeschüttelt, und so macht er sich auch wenig Gedanken über seinen Lebensstil.
Die Kohle für sein Luxusleben verdient Octave in der global operierenden, hippen Werbeagentur "Ross & Witchcraft". Hier fährt er mit einem Segway umher, gestaltet er Kampagnen, die ihn zu einem Vorreiter des Zeitgeistes machen. Sein Motto: "Alles und jeder ist käuflich: Die Liebe, die Kunst, der Planet Erde, Sie, und auch ich."
Nich nur seine Kreativität, vor allem sein Zynismus und seine Arroganz machen Parango so erfolgreich. Der Respekt seine Kollegen ist ihm dadurch ebenso sicher wie ihr Neid. Dabei scheinen ihm die Geistesblitze geradewegs zuzufallen. Seine Konzepte diktiert er binnen weniger Minuten spruchreif - was ihm unter den Mitarbeitern wie Kunden ebenfalls Bewunderung einbringt.
Der einzige Kollege, der ihm etwas nähersteht, ist Charlie (Jocelyn Quivrin), doch auch die hübsche Sophie (Vahina Giocante), die seit drei Jahren in der Firma arbeitet, hat seine Aufmerksamkeit erregt. Tatsächlich gelingt es Octave, sie mit seiner Macho-Art herumzukriegen, doch nach einer heftigen Affäre wird sie schwanger, und beide gehen auseinander.
Doch die Trennung trifft Octave unerwartet schwer. Er zieht sich zurück, kokst ständig und hockt alleine zuhause herum. Sein Liebesleben hält er derweil mit der Prostituierten Tamara (Elisa Tovati) in Gang, doch auch wenn sie Sophies Parfüm und Brille trägt, merkt er, dass sie sie nicht ersetzen kann.
Als er per Post dann auch noch eine Ultraschallaufnahme seines und Sophies Kindes erhält, bricht er endgültig zusammen. Der Besuch einer Entzugsklinik scheint kurzfristig Besserung zu bringen. Doch mittlerweile geht Octave die ganze Werbebranche auf den Geist, und so gestaltet er eine ganz eigene Vision eines Werbespots für einen Joghurt-Hersteller...
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Film-Inhalt |
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Octave (Jean Dujardin) mit Kollege Charlie (Jocelyn Quivrin) |
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Hintergrund | |
zwischen Sophie (Vahina Giocante) und Octave hats gefunkt | |
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Der 1965 gebürtige Frédéric Beigbeder hatte sich nach seinem Politik- und Wirtschaftsstudium als Schriftsteller und Literaturkritiker begonnen. Als solcher war er unter anderem für Elle und Paris Match tätig. Seine schriftliche Eloquenz verhalf ihm dann zu eine Anstellung als Texter bei Young & Rubicam, einer der weltweit führenden Werbeagenturen.
Hatte Y&R Beigbeder aufgrund seines ersten Romans eingestellt, so war dessen dritter Roman der Grund, ihn zu feuern. Sein Freund Michel Houellebecq war von Frédérics Berichten fasziniert und hatte ihn dazu angeregt, seine haarsträubenden Erlebnisse aus der Werbewelt in fiktiver Form zu Papier zu bringen.
So entstand eine Geschichte mit autobiografischen Zügen, in denen Beigbeder an Begebenheiten, die er selbst mit so prominenten Kunden wie Barilla, Gervais-Danone oder Kenzo hatte, anknüpft. Dabei hatte er es bewusst darauf angelegt, von Young & Rubicam gekündigt zu werden - mit der Abfindung sollte eine Anti-Werbe-Kampagne finanziert werden.
Frédéric Beigbeder hatte auch die gegen den Lebensmittelkonzern Gervais-Danone gerichtete Website jeboycottedanone.com initiiert, der mit seinen Werbestrategien eine starke Markkonzentration bewirkt hatte. Eine Klage von Danone gegen die Betreiber der Seite wurde im Jahr 2003 vom Pariser Kammergericht abgewiesen.
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Ich erinnere mich, von diesem Projekt gehört zu haben, als ich gerade dabei war, meinen persönlichen Mount Everest zu erklimmen, in Gestalt von "Blueberry". Und ich sagte mir: 'Das müsste Spaß machen, 99 Francs zu drehen!' Ich betrachtete das Objekt abstrakt: Ein abgefahrener und ätzender Film über die Welt der Werbung.
Eines Tages hatte mich Alain Goldman angerufen und mir "99 Francs" angetragen. Ich bat darum, erst einmal das Drehbuch zu lesen, das von Nicolas und Bruno geschrieben war, und ich habe wirklich mächtig gelacht. Das passiert selten genug beim Lesen eines Skripts. Es waren allerdings immerhin 170 Seiten, die meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen.
Doch dafür enthielt es viele Glanzlichter und Momente voller Bravour und Originalität. Daher habe ich das Buch bis zum Ende gelesen. Und auf einmal habe ich die enorme Arbeit begriffen, die die Drehbuchautoren hineingesteckt hatten: Wenn ich mit dem Roman angefangen hätte, wäre mir dieser nicht umsetzbar erschienen, und ich hätte das Angebot abgelehnt. Zur gleichen zeit hatte das Buch eine militantere, brutalere Seite als das Drehbuch, das viel parodistischer war.
Es ist die Lektüre des Schmökers, die mir das Verlangen gegeben hat, den Film zu machen. Einen Film über unsere Welt, über die Konsumgesellschaft. Der künstlerische Part des interessierte mich, weil er mir die Gelegenheit zum Experimentieren bot, völlig kreativ zu sein gegenüber diesem Stoff.
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Jan Kounen zum Stoff | |
Das Zugpferd bei Ross & Witchcraft | |
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Frédéric Beigbeder über Mitbestimmung | |
Octave vergnügt sich mit Tamara (Elisa Dovati) | |
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Als ich Alain Goldman traf, habe ich ihn gebeten, mir zu vertrauen; ich sagte ihm, dass ich nicht nerven wolle, aber ich würde gerne das fertige Werk begutachten. Und er war großartig, weil ich sagen kann, dass ich von A bis Z konsultiert wurde. Das ist schon genial, die ganze Zeit seinen Senf dazugeben zu können.
Ich habe Alain Goldman das Tandem Nicolas und Bruno 'aufgedrängt', deren erstes Drehbuch es war. Ich kenne kein Beispiel, wo sich ein aktueller Schriftsteller derart in einen Film einbringen konnte. Das ist schon ein Privileg. Ich hatte nur eine Sorge: Dass wir eine sterile Komödie fürs große Publikum machen würden.
Und man kann eine Menge über das fertige Werk sagen - aber nicht, dass es eine sterile Komödie geworden wäre! Und das lag zum großen Teil am Mut des Produzenten. Weil es bedeutet, dass er verzichtet hat, ein bloßes Produkt zu fertigen, eine typisch französische Deklination eines Bestsellers. Und das beinhaltete durchaus Risiken: Es gibt Nutten, Drogen, viele Selbstmorde. Das ist ein ziemlich schwarzer Film! Es gibt wohl keinen vergleichbar ätzenden aktuellen Film fürs große Publikum. Zumal mit einem Star vom Kaliber eines Jean Dujardin!
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Bild-Gallerie |
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Auf dem Trip durch Miami | |
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Stab und Besetzung |
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Octave nach durchzechter Nacht | |
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Regie: Jan Kounen
Buch: Bruno Lavaine, Jan Kounen, Frédéric Beigbeder
Kamera: David Ungaro
Schnitt: Anny Danche
Produktion: Alain Goldman
Musik: Francois Roy, Jean-Jacques Hertz
Kostueme: Chattoune
Maske: Hue Lan Van Duc
Darsteller: Jean Dujardin, Jocelyn Quivrin, Patrick Mille, Vahina Giocante, Elisa Tovati, Nicolas Marié, Dominique Bettenfeld, Antoine Basler, Fosco Perinti, Cendrine Orcier, Dan Herzberg, Arsène Mosca, Niels Dubost, Aurélie Boquien, Mathis Jamet, Max Bennet, Dioucounda Koma, Joachim Staaf, Anton Yakovlev, Yongsou Cho, Luis Martinez-Saiz, Ana Bara, Fabrice Abraham, Diamilex Alexander, Alexandra Ansidei, Cédric Barbereau, Frédéric Beigbeder, Rachel Berger, François Berléand, Béruchet, Cécile Breccia, Rodolphe Chabrier, David Clark, Jean-Félix Cuny, David Daouda, Catherine Davenier, Karine Fellous, Christophe Hatey, Jan Kounen, Philippe Lamendin, Titouan Laporte, Cyril Lecomte, Nicky Marbot, Claude Petit, Tristan Petitgirard, Olivier Rosenberg
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Zeitgleich mit dem Film "39,90" in der Regie von Jan Kounen liefen am 31.07.2008 in Deutschland im Kino auch die folgenden Spielfilme an: Unter Kontrolle Thriller, USA, 2008
Selbstgespräche Komödie, Deutschland, 2007
Jeder siebte Mensch Dokumentation, China, Österreich, Luxemburg, 2006
Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia Fantasy-Abenteuer, England, USA, 2008
Animals in Love Dokumentation, Frankreich, 2007
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