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Gerdas Schweigen

Deutschland, USA, Polen, 2008
Dokumentation, 95 Minuten



Kino-Start:
06.11.2008

Regie:
Britta Wauer

Gerdas Schweigen
TrailerPlakat
Die Nazi-Zeit hat unendlich vielen Menschen Leid beschert. Viele Überlebende haben ihre schreckliche Vergangenheit verdrängt, so auch die Protagonistin der Doku "Gerdas Schweigen". Knut Elstermann hat sich schon als Kind für ihr Schicksal interessiert und sie in New York aufgesucht, um endlich die Wahrheit zu erfahren.

Dies ist die Geschichte einer Tante aus Amerika. Dort wollte Gerda Schrage eigentlich die schrecklichen Erinnerungen ihrer Vergangenheit hinter sich lassen. Doch ihr Enkel ruft die Erinnerungen wieder wach. Er will einfach, dass dieser Teil seiner familiären Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.

Es ist der Film-Journalist Knut Elstermann, der 2005 über Schrages Schicksal das Buch "Gerdas Schweigen" veröffentlicht hatte, das Britta Wauer wiederum als Vorlage für ihren Dokumentarfilm verwandte, der zeigt, wie die schreckliche Wahrheit nach Jahrzehnten doch noch ans Licht kam.

Am 5. März 1920 wurde Gerda Rother in Berlin geboren und kam als Jüdin 1943 in Haft. Sie konnte aus dem Sammellager Große Hamburger Straße fliehen und versuchte dann unerkannt zu bleiben, indem sie ohne den zu dieser Zeit obligatorischen Judenstern auf die Straße ging, ständig in der Angst, doch noch erkannt zu werden.

Beim ungarischen Pelzhändler Zoltan Baróthy findet sie eine Anstellung, und die beiden verlieben sich ineinander. Doch im Frühjahr 1944 wird sie verraten, erneut verhaftet und ins KZ Auschwitz deportiert. Erst im Konzentrationslager entdeckt sie ihre Schwangerschaft. Im Oktober endbindet sie ihre Tochter Sylvia.

Doch es wird Gerda verboten, ihre Tochter zu stillen. So verhungert das Baby. Die Räumung des Lagers wegen der vorrückender Rote Armee im Januar 1945 ermöglich ihr die Flucht. Sie schlägt sich nach Berlin durch, und 1948 emigriert sie nach New York. Dort heiratet sie Sam Schrage, der seine gesamte Familie im Holocaust verloren hat, im Juni wird ihr gemeinsamer Sohn Steven geboren.

Ende der 1960er besucht sie die Familie von Knut Elstermann in Ost-Berlin, die früher ihre Nachbarn in der Saarbrücker Straße am Prenzlauer Berg waren. Bis dahin hatte sie nicht über ihre schrecklichen Erlebnisse gesprochen auch nicht zu ihrem Ehemann oder Sohn Steven. Und auch die Frage des damals sechsjährigen Knut lässt sie unbeantwortet.

Fast vierzig Jahre danach besucht er sie in ihrer New Yorker Heimat, wo sie sich endlich bereiterklärt, über die Geschehnisse von damals zu berichten. Und nach der Veröffentlichung des Buches erst erfährt ihr Sohn die entsetzliche Wahrheit über seine Schwester.

Film-Inhalt  

Gerda Schrage mit Britta Wauer
Gerda Schrage mit Britta Wauer

  Hintergrund

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Gerda Rother
Ein Bild aus glücklichen Tagen: Gerda Rother

Knut Elstermann, am 4. August 1960 in Ost-Berlin geboren, hatte zu DDR-Zeiten für die Staatszeitung "Neues Deutschland" und das Kinomagazin "Filmspiegel" gearbeitet. Als Mann der Medien ist er gewohnt, dass zu den wichtigsten Quellen der Information Zeitzeugen sind.

"Wir sind gewohnt, durch das Fernsehen und durch die Erinnerungskultur, dass jeder, der Zeitzeuge ist, dass das gläserne Menschen sind, die immer das Richtige zur richtigen Zeit sagen", meint Knut Elstermann, Autor des Buches "Gerdas Schweigen". "Ich war sehr erschüttert, als Gerda einmal zu mir gesagt hat, sie glaubt, dass Steven viel mehr Opfer der Nazis ist als sie selbst. Ich bin mir ganz sicher, dass für Steven die Geschichte seiner Eltern prägend geworden ist - auch das was er nicht weiß, hat ihn geprägt."

Und Gerda Schrage ergänzt: "Ich kann verstehen, dass Steven eifersüchtig auf Knut ist. Denn er ist doch mein Sohn, und ich hätte zu ihm mehr Vertrauen haben sollen als zu Knut. Obwohl er mich sehr oft gefragt hat - Wie konntest Du überleben? Ich bin ihm immer ausgewichen. Wahrscheinlich kann man das nicht mit seinen eigenen Kindern besprechen."

Es muss so um 1967 / 68 gewesen sein. Ich war wahrscheinlich an dem Wochenende sowieso bei meiner Großmutter. Und sie muss mich irgendwie schon vorbereitet haben, dass es ein besonderes Wochenende sein wird, dass also Tante Gerda, so wurde sie immer genannt, aus New York zu uns kommen würde in die Wohnung meiner Großmutter in Ost-Berlin, und das fand ich schon mal toll. Also eine Tante in New York, aus Amerika, dass ich dabei sein darf. Wenn man in Ostberlin aufwächst, ist das eine unvorstellbar schöne Idee, zu denken: 'Ich habe eine Tante in New York!' - das hebt irgendwie. Ich weiß auch, dass meine Großmutter das besonders gut vorbereitet hatte. Sie hat da also aufgefahren und ist einkaufen gegangen und hat geschleppt und die Wohnung geschrubbt, den Tisch ganz besonders gut gedeckt. Eine große Aufregung war da, und ich weiß auch, dass mich jemand gewarnt haben muss, wahrscheinlich meine Großmutter. Sie sagte mir, was mit Gerda geschehen ist, dass sie ein Kind hatte, im KZ verloren hat, dass ich sie danach aber nicht fragen soll.

Wir saßen also alle da, und Gerda kam rein, und es war furchtbar aufregend - eine sehr lebendige und auch laute Familie. Dass sie dann sagte, es sei ganz unkompliziert, da rüberzukommen - sie kam über Checkpoint Charlie - daran kann ich mich genau erinnern, weil ich das so komisch fand: Es war noch Besatzungsrecht in Berlin, also wurde sie da nicht kontrolliert. Sie hatte auch etwas mitgebracht, ich bekam Schokolade und ein amerikanisches Polizeiauto aus Blech. Irdendwann muss ich das Bedürfnis gehabt haben, doch mit ihr ins Gespräch zu kommen. Da ich ja wusste, dass ich nach diesem Kind nicht fragen sollte, und sie kurz vorher ihren Sohn erwähnt hatte, es ging da um Vietnam, und dass er vielleicht in den Krieg ziehen müsste, wenn er älter wäre, da dachte ich mir: 'OK, sie erwähnt jetzt ihren Sohn, also gibt es dieses Kind, und da du nach dem anderen nicht fragen darfst, fragst du nach diesem Sohn'. Es war relativ harmlos, ich habe gefragt: 'Aha, Du hast also wieder ein neues Kind' - Schreck! Mir wird jetzt noch komisch, wenn ich mir das überlege. Und ich weiß noch genau, dass dann totale Stille war am Tisch.

Knut Elstermann erinnert sich  

Gerda Schrage mit Sohn Steven
Gerda Schrage mit Sohn Steven

Zur Grossansicht bitte auf das jeweilige Bild klicken:

Bild-Gallerie  

Gerda und Sam Schrage vor der Freiheitsstatue
Gerda und Sam Schrage vor der Freiheitsstatue

  Stab und Besetzung

Portraitfoto von 1942
Portraitfoto von 1942
Regie:
Britta Wauer

Buch:
Britta Wauer, Knut Elstermann

Kamera:
Kaspar Köpke, Bob Hanna

Schnitt:
Berthold Baule

Produktion:
Volker Hahn

Musik:
Karim Sebastian Elias

Darsteller:
Gerda Schrage, Knut Elstermann, Steven Schrage, Helga Elstermann, Dorle Specht, Marisa Rosenthal

Zeitgleich mit dem Film "Gerdas Schweigen" in der Regie von Britta Wauer liefen am 06.11.2008 in Deutschland im Kino auch die folgenden Spielfilme an:

Waltz with Bashir
Animation, Israel, Deutschland, 2008


The Chaser
Action-Thriller, Südkorea, 2008


Stolperstein - Stumbling Stone
Dokumentation, Deutschland, 2008


Rumba
Komödie, Frankreich, Belgien, 2008


James Bond 007: Ein Quantum Trost
Action-Thriller, USA, 2008


Die Tränen meiner Mutter
Drama, Deutschland, Argentinien, 2008

Ebenfalls im Kino  



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